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Südpark in den 20er Jahren

Der Rechener Park

Während sich im nördlichen, an der Stadtgrenze zu Bochum gelegenen Teil des Ehrenfelds eine weite Feld- und Wiesenlandschaft erstreckte, war der südliche Teil von einem kleinen Wald bedeckt. Da die Baupläne Erlemanns diesen Bereich nicht einbezogen hatten und der erste Bauabschnitt der Königsallee in Höhe der Wasserstraße endete, blieb der Wald im westlichen Abschnitt zunächst unberührt. Der östliche Teil, an dessen Grenze sich u. a. die Gaststätte Waldesruh in Höhe des heutigen Zaunkönigwegs befand, wurde dagegen bereits als Naherholungsgebiet für die Bochumer Bevölkerung genutzt. Die Situation änderte sich Anfang 1912, als die Stadt erste Pläne zur weiteren Umgestaltung der Königsallee und des Waldgebiets zu einem Park vorlegte.

Da von einer baldigen Umbauung mit Wohngebäuden ausgegangen wurde, die sich zwar durch den Ersten Weltkrieg verzögerte, aber in den 1920er-Jahren schließlich umgesetzt wurde, war zur Wahrung des Waldcharakters die Einfriedung des gesamten Geländes mit Hecken vorgesehen. Als Blickschutz dienten später auch Holzzäune. Zur auf 30 Meter verbreiterten Königsallee, die in der Mitte abschnittweise mit Schmuckbeeten und einer mit Bäumen bepflanzten Mittelpromenade versehen wurde, erhielten die Böschungen je nach Untergrund und Baumbestand unterschiedliche Formen und eine zu den Beeten kontrastierende Bepflanzung. Im Wald wurde das heute noch vorhandene Wegesystem angelegt. Eine Brücke überspannte den zu dieser Zeit noch kräftig dahinfließenden Bach, der im südwestlichen Teil eine Teichlandschaft bildete. Den Eingang an der Königsallee umrahmte eine steinerne Pergola, in Richtung Stadtmitte durch eine heute noch vorhandene Aussichtsplattform ergänzt. Die infolge der massiven Luftverschmutzung abgestorbenen Bäume, insbesondere Eichen, wurden durch Neuanpflanzungen ersetzt. Der Steinbruch an der Südwestseite erhielt eine Abgrenzungsmauer, oberhalb dieser eine Schutzhütte und ebenso Sitzgelegenheiten wie der gesamte Park. Insgesamt besaß die Anlage einen erheblich lichteren Charakter als heute.

Mitte der 1930er-Jahre wurde der Rechener Park umgestaltet. Die nicht mehr zeitgemäßen Zäune und Hecken verschwanden, um das Gelände zur Umgebung hin zu öffnen. Aus demselben Grund wichen die steilen Böschungen teilweise einer terrassenförmigen Abstufung. Zugleich sahen die Planungen eine schließlich nicht umgesetzte vollständige Neunutzung vor: die Verlegung des Bochumer Tierparks vom Stadtpark ins Ehrenfeld. Der auf die einheimische Fauna ausgerichtete Tierpark war im Juli 1933 eröffnet worden und befand sich in ständiger Erweiterung, sodass das Gelände am Bismarckturm sich schon bald als zu klein erwies. Vor allem der Wunsch nach einem Rotwildgehege schien ohne die gravierende Verringerung des eigentlichen Parks nicht umsetzbar.

Im Rechener Park wäre dies ohne Weiteres möglich gewesen und so wurde der gesamte südliche Bereich für diesen Zweck vorgesehen. Am Eingang zur Königsallee gegenüber der heutigen Graf-Engelbert-Schule sollte ein Parkrestaurant mit Terrasse und großem Kinderspielplatz entstehen, von dem ein Hauptweg ins Zentrum des Parks führte, wo ein Rondell mit Schmuckteich und Überwinterungshaus angelegt werden sollte. Im tiefergelegenen Geländeteil am Teich sahen die Planungen ein Aquarium, ein Affenhaus sowie eine Eselreitbahn vor. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der ursprüngliche Charakter des Parks weitgehend unverändert erhalten.

 

Dietmar Bleidick



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