Zum Artikel springen

Tiefbauschacht um 1840

Bergbau im Ehrenfeld

(Zur eindeutigen Lokalisation der im Text erwähnten Stollenmundlöcher und Schächte wurde die heute vorhandene Infrastruktur mit Straßen und Gebäuden als Referenz herangezogen.)

Die Zeit des Stollenbaus
Die nachweisbaren Anfänge des Bergbaus im Ehrenfeld reichen zurück bis in die erste Hälfte des 18. Jahrhunderts. Wahrscheinlich um 1740 wurde vom preußischen Staat rund 160 Meter östlich der Hattinger Straße zwischen Dirschauer Straße und Kulmer Straße ein Stollen 400 Meter in südöstlicher Richtung aufgefahren, der den Namen Prinzessin erhielt. Vermutlich begann jedoch die Kohlengräberei in diesem Bereich schon im 14. Jahrhundert. Da der Stollen keine ausreichende Bauhöhe bot, wurde er bereits 1749 aufgegeben. Etwa 150 Meter weiter nordwestlich, auf dem Gelände der ehemaligen Radrennbahn (heute Hochhäuser) zwischen Hattinger Straße, Friederika Straße und Kulmer Straße, wo die Geländeoberfläche sechs Meter tiefer lag, entstand nun ein zweiter Stollen, der in etwa den selben Verlauf hatte und Prinzessin-Tiefer Stollen genannt wurde. Obwohl er mehrere Flöze aufschloss, musste der Abbau über der Stollensohle 1770 beendet werden, da eine massive Gebirgsstörung angefahren worden war. Ähnlich erging es der Stollenzeche Drusenberg, die 1806 ihren Betrieb einstellte. Die Lage des Mundlochs und der Verlauf des Stollens sind nicht bekannt. Möglicherweise wurde der Abbau des Feldes vom Backwinkler Erbstollen aus vollzogen, der seinen Anfang wenige Meter südlich der Wasserstraße in Höhe der Tennisplätze nahm. Möglicherweise arbeitete auch die Zeche Große Brigitta, über deren genaue Lage ebenfalls keine Informationen vorliegen, Mitte des 18. Jahrhunderts im Bereich des nördlichen Ehrenfelds. Das endgültige Ende der Stollenzeche Prinzessin nach einer Betriebsdauer von rund 20 Jahren ist ein typisches Beispiel für die Situation des Ruhrbergbaus in dieser Zeit.

Ein Grundproblem der Zechen vor der Verbreitung der Dampfmaschine seit Mitte des 19. Jahrhunderts bestand in der ausreichenden Entwässerung der Grubengebäude. Ein Abbau war damit in der Regel nur bis zur tiefsten Stollensohle möglich, über die das Wasser durch natürliches Gefälle an die Erdoberfläche lief. Erbstollen sammelten das Wasser mehrerer höherliegender Stollen. Ein sogenannter Unterwerksbau unterhalb der Stollensohle konnte nur bei geringen Wasserzuflüssen unter erhöhtem Aufwand für die Wasserhaltung betrieben werden, was jedoch mitunter gerne in Kauf genommen wurde, da die tiefer liegenden Flöze qualitativ hochwertigere Kohle lieferten. Große Schwierigkeiten machte auch die Wahl des Stollenansatzpunktes, da nur sehr wenig Erkenntnisse über die Struktur des Steinkohlengebirges vorlagen und man nach erfolgreichen Schurfarbeiten nur darauf hoffen konnte, mit dem Stollen ergiebige Flöze aufzuschließen.

Im vorliegenden Fall dauerte es zwei Jahre, bis im Gebiet des Ehrenfeldes erneut ein Flöz aufgefunden werden konnte, von dem man glaubte, dass es sich um das aus der Zeche Prinzessin bekannte Flöz Friederica handelte. 1772 begannen die Arbeiten am Friederica-Oberstollen etwa 1.600 Meter östlich von Prinzessin in der Nähe des Brunsteinhofes zwischen Steinring, An der Schalwiese und Brunsteinstraße. Um 1800 bestand in diesem Gebiet zudem der Dorotheen-Schacht, von dem aus Unterwerksbau betrieben wurde. Mit dem Aufschluss des äußerst ertragreichen Flözes Sonnenschein in Richtung Südwesten durch den Stollen begann für den Ehrenfelder Bergbau eine vorübergehende Blütephase. Noch 1804 wurden die Schächte Kilian und David in Höhe des Schulzentrums an der Querenburger Straße angelegt. Zwischen 1806 und 1814 befanden sich die Grafschaft Mark und damit Bochum und Umgebung unter französischer Herrschaft, und die Zahl der Förderschächte wuchs in diesen Jahren rasch an, da die nun zuständigen Bergbehörden den lukrativen Unterwerksbau stark forcierten. 1806 entstanden in unmittelbarer Nähe die Schächte Fortuna und Rosina sowie 1810 als Hauptförderschacht Napoleon in Höhe der Luxemburger Straße, der 1814 nach dem Rückzug der Franzosen in Wilhelm umbenannt wurde.

Der Übergang der Region in preußische Verwaltung und die Verlegung des Bergamtes von Wetter nach Bochum beendete den zehnjährigen Aufschwung abrupt. Schon Anfang des Jahrhunderts hatten sich mehrere andere Zechen über den ausgedehnten Unterwerksbau beklagt, der nun umgehend verboten wurde. Da in den Schichten oberhalb des Oberstollens kaum noch Kohlen zu gewinnen waren, musste die Zeche 1816 stillgelegt werden. Diese Entscheidung zeigt eindrucksvoll die Schwächen der staatlichen preußischen Bergverwaltung und des von dieser praktizierten Direktionsprinzips, das zwar privates Bergwerkseigentum zuließ, jedoch die Verwaltung aller Zechen in die Hände von Staatsbeamten legte. Diese kontrollierten zwar oft die Einhaltung der bergrechtlichen Vorschriften auf den privaten Zechen relativ rigide, um sie auf der anderen Seite auf den zahlreichen staatlichen Zechen, zu denen auch Friederica gehörte, vielfach nicht einzuhalten, was ihnen Vorteile einbrachte. Erst mit der Liberalisierung des Bergrechts seit Anfang der 1850er-Jahre wurde die Leitung der Zechen im Rahmen des nun geltenden Inspektionsprinzips, das die Bergbehörden zu reinen Aufsichtsinstanzen machte, in die Hände der privaten Eigentümer gelegt. Da der Staat die Mittel für die Neuausrichtung der Zeche Friederica nicht aufwenden wollte, wurde ein privater Käufer gesucht. 1822 übernahm Freiherr Giesbert von Romberg auf Schloss Brünninghausen bei Hörde, während der Frühindustrialisierung der größte Gewerke (Besitzer von Zechenanteilen) des Ruhrgebiets, die Zeche.

Noch 1821 hatte die Staatsverwaltung damit begonnen, einen neuen tieferen Stollen aufzufahren. Das Mundloch befand sich in der Nähe von Dibergs Mühle in Höhe der kleinen Ehrenfeldstraße an der Bahntrasse. Von Romberg ließ die Arbeiten weiterführen und erhielt im Herbst 1827 das Erbstollenrecht für den Friederica-Erbstollen, der auch zum Aufschluss weiterer Zechen dienen sollte. Bis 1832 war eine Stollenstrecke von rund 2,5 km aufgefahren. Die Förderung der Zeche betrug in den 1820er-Jahren jährlich durchschnittlich 10.000 Tonnen und erreichte 1843 bei einer Belegschaft von 257 Mann einen vorläufigen Höhepunkt von 30.000 Tonnen. Zum weiteren Aufschluss des Grubenfeldes wurde 1833 rund 350 Meter südwestlich der Wittener Straße als Hauptförderschacht der sogenannte Maschinenschacht in Höhe des Seniorenheims Am Glockengarten abgeteuft, dessen Name wohl auf den frühen Betrieb einer Dampfmaschine zurückgeht. Der in den 1820er-Jahren entstandene Schacht Felix an der Wasserstraße in Höhe der Universitätsstraße blieb in Betrieb und wurde 1841 durch den Schacht Sonne, etwa 100 Meter weiter östlich in Höhe der Mündung der Stoodtstraße in die Wasserstraße, ersetzt. Bis in die 1850er-Jahre wurde der Bergbau in dieser Form beibehalten.

Neue seigere (senkrechte) oder tonnlägige (schräge) Schächte im Bereich Querenburger Straße/Velsstraße durch das nur rund zehn Meter dicke Deckgebirge bildeten ein probates Mittel zur Lösung neuer Teile des Grubenfeldes. Ein weiter Schacht im Ehrenfeld, genannt Wiemelhausen, befand sich an der Wasserstraße zwischen Königsallee und Hunscheidtstraße neben der heutigen Aral-Tankstelle. Die Bewetterung erfolgte mittels Wetteröfen, die in den kaum mehr als 30 Meter tiefen Schächten einen ausziehenden Luftstrom erzeugten. Neben Kohle wurden nun auch Eisenstein (Erz) gefördert – 1835 erhielt die Zeche Friederica als erste in Westfalen eine Verleihungsurkunde in diesem Bereich –, doch blieb die Produktion ebenso bescheiden wie die Steinkohlenförderung, die mit weniger als 10.000 Tonnen pro Jahr in den 1860er-Jahren im Vergleich zu anderen Stollenzechen kaum erwähnenswert war. Die über den Stollen erreichbaren Kohlenvorräte waren nun erschöpft, und damit erschien die Errichtung einer Tiefbauanlage unumgänglich. Zuvor mussten jedoch noch einige Besitzstreitigkeiten beseitigt werden. 1842 hatte Freiherr Giesbert von Romberg die Gewerkschaft Friederica mit 128 Kuxen (Bergwerksanteile) gegründet und 10 2/3 Kuxe an den Bochumer Landrichter Moritz Boelling veräußert. Nach Giesberts Tod 1861 kam es zu einem Rechtsstreit zwischen den Erben um die Gültigkeit des Verkaufs, der erst 1865 durch die Rückübertragung der Kuxe an die Familie von Romberg gegen eine Entschädigungszahlung beendet werden konnte. Als Repräsentanten der Zeche fungierten zunächst Giesberts Erbe Clemens und ab 1866 der spätere langjährige Zechendirektor Otto Erdmann.

Die Zeit des Tiefbaus
Nachdem am 1. April 1867 die Arbeiten an dem neuen Tiefbauschacht auf dem zu diesem Zweck erworbenen Gelände der heutigen Landeszentralbank zwischen Friederikastraße und Universitätsstraße aufgenommen worden waren, folgte 1868 die Konsolidation der verschiedenen kleineren Steinkohle- und Eisensteinberechtsame in diesem Bereich unter dem Namen Friederica. Die Gründung einer neuen 1.000teiligen Gewerkschaft war Ausdruck des Übergangs zum modernen Bergbau. Ende 1868 hatte der weitgehend mit Holz ausgebaute Schacht eine Teufe von 150 Meter erreicht, von dem aus zwei Sohlen (Wettersohle bei 77 Meter und Bausohle bei 137 Meter) aufgefahren wurden. Die Tagesanlagen hielten sich zunächst in einem bescheidenen Rahmen. Über dem Schacht stand ein Malakowturm, daneben eine Dampffördermaschine, die jedoch nur für die Güterförderung zugelassen war, sodass die Belegschaft, die 1870 fast 370 Mann betrug, bis 1889, als rund 700 Bergleute angelegt waren, über Fahrten (Leitern) in die Grube herabsteigen musste. 1869 erhielt die neue Zeche den Anschluss an die Bergisch-Märkische Eisenbahn am damaligen Bahnhof Bochum-Süd. Gleisreste finden sich heute noch auf der Oskar-Hoffmann-Straße – von der Bahn zeugt zudem das verbliebene Brückengeländer auf der Hermannshöhe in Höhe der Kronenstraße. Der Zechenbahnhof befand sich im Bereich des Wäldchens an der Friederika-Schule, wo nach Aufnahme der regelmäßigen Förderung im Jahr 1870 eine Kokerei mit zunächst 24, später 40, ab 1881 dann 70 Coppée-Öfen, entstand, da nur auf diesem Weg die Verwertung der in großen Mengen anfallenden Feinkohle möglich war. Die Bewetterung erfolgte durch Selbstzug im Schacht in Verbindung mit dem Kesselkamin. Bis 1873 stieg die Förderung von 60.000 Tonnen auf 150.000 Tonnen, um in den folgenden Jahren im Verlauf der ab 1874 hereinbrechenden Wirtschaftskrise auf unter 100.000 Tonnen abzusinken. Die Höchstförderung wurde 1893 mit 215.000 Tonnen erreicht, der Durchschnitt lag jedoch bei unter 200.000 Tonnen. Damit gehörte die Zeche Friederica zu den kleineren Anlagen im Ruhrgebiet.

Als während des Gründerbooms nach dem gewonnenen Krieg gegen Frankreich und der Reichsgründung die Nachfrage nach Steinkohlen rasant anstieg, entschlossen sich die Verantwortlichen wie viele andere Zechenverwaltungen zur Erweiterung der Anlage. Der Aufschluss des südlichen Teils des Grubenfeldes sollte jedoch nicht durch Schacht I, sondern durch einen neuen Schacht erfolgen, von dem man sich zudem eine Verbesserung der Bewetterung versprach. Der Teufbeginn von Schacht II, rund 1.000 Meter südlich von Schacht I an der Wasserstraße auf dem Gelände des heutigen Trimonte-Parks gelegen, erfolgte 1873. Bereits 1874 war er fertiggestellt, mit einer Dampfkesselanlage versehen und über Durchschläge mit den Stollensohlen verbunden. Die mit der neuen Schachtanlage verbundenen großen Hoffnungen erfüllten sich nicht. Der oben beschriebene Einbruch der Förderzahlen war symptomatisch für die Branche, und auch während der folgenden beiden Jahrzehnte blieb die Konjunktur des Ruhrbergbaus weit hinter den Erwartungen zurück. 1875 zog die Zechenleitung daher die Notbremse und stoppte den Ausbau von Schacht II zu einer vollwertigen Anlage.

Ein weiterer Grund für diese Entscheidung war das Fehlen eines Bahnanschlusses. Die Rheinische Eisenbahn hatte ihre Absicht fallen lassen, eine Verbindungsbahn vom Bochumer Bahnhof Nord (Ostring) zum Bahnhof Weitmar (Holtbrügge) der Bergisch-Märkischen Eisenbahn zu bauen, sodass für den Kohlentransport der umständliche Weg über die Straße hätte gewählt werden müssen. Erst Anfang 1884 wurde die Trasse, die heute in Höhe des Wiemelhauser Friedhofs die Wasserstraße und die Königsallee auf zwei Brücken überquert, eingeweiht. Nun wurde auf Schacht Friederica II die Eisensteinförderung aufgenommen und bis zur Einstellung dieses Geschäftsfeldes 1891 für sieben Jahre betrieben. Die Kohlenförderung wurde dagegen auf Schacht I konzentriert. Dieser war 1877/78 zum Aufschluss einer zweiten Bausohle auf 221 Teufe gebracht worden. Gleichzeitig erhielt die Zeche eine Kohlenwäsche. Damit war der Ausbau zunächst abgeschlossen. 1882 erwarb die Gewerkschaft Friederica zur Erweiterung der Kohlenvorräte noch die Zeche Iduna in Weitmar-Bärendorf, die ab 1842 den Iduna-Oberstollen, nördlich der Hüttenstraße gegenüber der Schrebergartenanlage im Tal des Maarbachs, betrieb und in den 1850er-Jahren kurzfristig aus einem Schacht an der Kohlenstraße im Bereich des heutigen Gewerbegebietes förderte. Rund 20 Jahre später scheiterte der Versuch, hier mit zwei weiteren Schächten zum Tiefbau überzugehen, u. a. aus finanziellen Gründen.

1889 wurde die Gewerkschaft Friederica durch die Aktiengesellschaft Zeche Dannenbaum (Opelwerk) übernommen, deren Grubenfelder im Südosten mit ihren markscheideten (angrenzten) und seit 1886 durch Streckendurchschläge verbunden waren. Schacht I erhielt nun als Zweitnamen „Dannenbaum III“, Schacht II „Dannenbaum IV“. Umgehend zeigte es sich, dass die unzureichenden Investitionen der vergangenen Jahre, aber auch betriebstechnische Schwierigkeiten eine umfassende Neukonzeption des Grubengebäudes als auch einen Umbau der Tagesanlagen von Schacht I erforderten. Nach der Installation einer neuen Fördermaschine konnte noch im selben Jahr die Personenseilfahrt aufgenommen werden. Die z. T. noch auf dem vorindustriellen Stollen- und Schachtsystem basierende Bewetterung machte zudem den Bau eines neuen Wetterschachtes notwendig. Nachdem sich der Plan, den alten Maschinenschacht für diesen Zweck zu reaktivieren, nicht hatte durchführen lassen, wurde als neuer Schachtansatzpunkt eine Stelle nördlich der Wittener Straße in Höhe des Freigrafendamms ausgewählt und 1890 der neue Hauptwetterschacht in Betrieb genommen. 1891 folgte eine neue Kohlenwäsche und der Ersatz des hölzernen Seilscheibengerüstes im Malakowturm durch ein stählernes; 1892 eine Brikettfabrik, die jedoch nach dauerhaften technischen Problemen bereits 1896 endgültig stillgelegt werden musste. Mit der Aufgabe des Eisensteinbergbaus fungierte Schacht II ab 1891 nur noch als ausziehender Wetterschacht. Die Investitionen der Gewerkschaft Friederica von rund 750.000 Mark hatten sich damit keinesfalls amortisiert.

Dass der Bergbau noch im ausgehenden 19. Jahrhundert von vielen Unwägbarkeiten begleitet und bei Investitionsentscheidungen vielfach zunächst eine schlechtere, weil billigere Lösung gewählt wurde, die später durch einen schließlich erheblich höheren Aufwand kompensiert werden musste, zeigt die weitere Entwicklung des Betriebsausbaus. Nachdem noch 1894/95 Schacht I zum Aufschluss einer dritten Fördersohle trotz seines ungünstigen rechteckigen Querschnitts, der die Förderleistung beschränkte, auf 320 Meter Teufe gebracht worden war, wurde bereits kurz darauf deutlich, dass er infolge schachtnahen Abbaus keine ausreichende Stabilität mehr besaß. Zudem erfüllten die Zeche nicht die Anforderungen an die Bewetterung von drei Sohlen. Die Zechenleitung entschloss sich daher 1897 zum Bau eines neuen kreisrunden Schachtes etwa 200 Meter weiter südlich, etwa in Höhe der verlängerten Arnikastraße (früher Grünstraße), der als Hauptförderschacht eingerichtet werden sollte. Kurz nachdem im Mai 1898 die Arbeiten aufgenommen worden waren, kam es in Schacht I zu einem Unfall, infolge dessen Teile der Schachtwand einbrachen und die im Schacht liegenden Leitungen der Wasserhaltung beschädigten, sodass die gesamte Anlage bis zu deren Instandsetzung für zwei Monate stilllag. An eine Förderung in Schacht I war jedoch vorerst nicht zu denken, sodass die Arbeiten am neuen Schacht III mit großem Engagement vorangetrieben wurden. Die Kohle musste in dieser Zeit untertage zur Zeche Dannenbaum transportiert werden. Nach der Fertigstellung 1899 wurde die Förderung aufgenommen und die Kohle über eine Kettenbahn zur Wäsche transportiert. Damit waren auch die Tage von Schacht I gezählt. Nach seiner endgültigen Verfüllung im Jahr 1901 erhielt er die Bezeichnung „Alter Schacht“, während Schacht III von nun an als Schacht I fungierte.

1899 wurde die AG Zeche Dannenbaum und mit ihr die Zeche Friederica Teil der weitreichenden Konzernbildungsstrategie von Hugo Stinnes, des wohl umstrittensten, aber auch schillerndsten deutschen Unternehmers des Kaiserreichs und der frühen Weimarer Republik. Die 1896 gegründete SA des Hauts Fourneaux de Differdange betrieb im luxemburgischen Differdingen ein Hochofenwerk und Erzgruben in Lothringen. Nach der Fusion mit der AG Zeche Dannenbaum 1899 firmierte das Unternehmen als AG für Eisen- und Kohlenindustrie Differdingen-Dannenbaum, musste aber infolge der Wirtschaftskrise Anfang des 20. Jahrhunderts Konkurs anmelden. Im Rahmen der Sanierung durch die Bank für Handel und Industrie bildete es 1901 die Basis der neu gegründeten Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-AG (Deutsch-Lux), die jedoch aufgrund der schlechten Konjunktur mit gravierenden finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hatte. Ab 1904 avancierte Stinnes nach umfangreichen Aktienkäufen zum Großaktionär und machte die Deutsch-Lux zum Mittelpunkt seiner geschäftlichen Aktivitäten. Bis 1910 entstand durch die Angliederung zahlreicher Bochumer und Dortmunder Zechen sowie mehrerer Hochofen- und Hüttenwerke einer der größten deutschen Industriekonzerne. Die Zeche Friederica sollte diese Entwicklung als fördernde Anlage nicht mehr erleben, denn sie entsprach weder hinsichtlich der Kohlenqualität noch der Vorkommen den Anforderungen einer modernen Großzeche.

Nach der Verfüllung des alten Schachtes litt die Zeche Friederica wieder unter einer unzureichenden Bewetterung. Die Deutsch-Lux begann daher noch 1902 mit dem Bau eines neuen Förder- und Wetterschachtes 30 Meter nördlich von Schacht I, der 1903 fertiggestellt werden konnte und schon keine eigene Bezeichnung oder Nummerierung erhielt. Der Wetterschacht am Freigrafendamm wurde daraufhin stillgelegt. Die Entscheidung, eine fünfte Bausohle nicht von hier aus, sondern von Zeche Dannenbaum aus aufzuschließen, war in dieser Zeit schon ein Fingerzeig auf die folgende Entwicklung. Ab 1905 konzentrierte die Deutsch-Lux ihre Aktivitäten im Bereich von Weitmar, Wiemelhausen, Steinkuhl und Laer auf die Hauptförderanlagen Prinz Regent und Dannenbaum. Um die Kohlen der Zeche Friederica untertätig zur Zeche Dannenbaum transportieren zu können, wurde der neueste Schacht bis 1907 bis zur fünften Sohle auf eine Teufe von 515 Metern gebracht, während Schacht I nur noch als Wetterschacht diente. Ab September des Jahres kamen hier nur noch die für den Selbstverbrauch und den Landabsatz (Direktvertrieb) benötigten Mengen zutage. Damit verschwanden auch die nicht mehr benötigten Tagesanlagen. Schon 1908 waren die Brikettfabrik und die noch 1900 auf 98 Öfen erweiterte Kokerei abgebrochen. Die Deutsch-Lux errichtete auf dem Grundstück an der Friederikastraße 11 ihre Hauptverwaltung. Damit hatte eines der größten deutschen Unternehmen seinen Sitz im Ehrenfeld. Auch der Schacht Friederica II an der Wasserstraße besaß nun keine Funktion mehr und wurde verfüllt, die Tagesanlagen weitgehend abgebrochen. Mit der Aufteilung des Grubenfeldes fiel an die Zeche Dannenbaum der Wetterschacht Friederica I und an Prinz Regent der benachbarte Förderschacht, der nach Verfüllung des alten Schachtes II nun dessen Bezeichnung übernahm.

1923 entstand auf dem Gelände an der Friederikastraße das durch die Abwärme der Kesselanlagen gespeiste Fernheizwerk, das auch das von der Stadt Bochum und der Ruhrgas AG betriebene Fernheizwerk Bochum-Ehrenfeld versorgte, von dem Haus Rechen, das Knappschaftsgebäude und mehrere Häuserblocks ihre Wärme erhielten. Die Hauptverwaltung der Deutsch-Lux diente nach Gründung der Vereinigte Stahlwerke AG, des größten europäischen Stahlkonzerns, im Jahr 1926 als Verwaltungsstelle für die Bochumer Zechen des Unternehmens und behielt diese Funktion auch 1934 nach dem Übergang der Zechen auf die Gelsenkirchener Bergwerks-AG (GBAG). Während des Sommers 1935 verlor das Ehrenfeld ein Wahrzeichen, als die mittlerweile dicht bewaldete Bergehalde der Zeche im Bereich des heutigen Wäldchens abgetragen wurde. Im Rahmen der nationalsozialistischen Autarkiepolitik wurde ab 1936 die Eisenerzförderung auf Zeche Friederica wieder aufgenommen und erst 1945 wieder eingestellt. Die Schachtanlage Friederica wurde im Rahmen der ersten Stilllegungswelle während der Kohlenkrise am 29. Februar 1960 zusammen mit ihrer Mutterzeche Prinz-Regent/Dannenbaum endgültig geschlossen. Einige Gebäude dienten in den 1960er-Jahren der jungen Ruhr-Universität als Verwaltung, bis auch sie Anfang der 1970er-Jahre abgerissen wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg gewann auch der Friederica-Erbstollen nochmals an Bedeutung, als das Bergmannsheil von der GBAG die Genehmigung erhielt, von ihrem Luftschutzstollensystem aus die alten Grubenbau in Höhe Hattinger Straße/Hunscheidtstraße zum Abbau für den Eigenbedarf zu benutzen.

Dietmar Bleidick


Zurück zur Gesamtauswahl - Hier klicken!



^ Seitenanfang ^